Alles wandelt sich
Martin Ellrodt erzählt Ovids Metamorphosen
Es ist schon etwas ganz Besonderes, wenn etwa 110 Schülerinnen im Gerhardinger Saal sitzen und man eine Stecknadel hätte fallen hören können. So fasziniert waren die Schülerinnen vom Vortrag Martin Ellrodts, dass sie gar nicht anders konnten, als gebannt zu lauschen.
Der professionelle Bühnenerzähler Martin Ellrodt brachte den Schülerinnen mit enormer Verve einige Metamorphosen Ovids näher. Kunstvoll wie Ovid selbst verwob er die einzelnen Verwandlungssagen untereinander. Den Anfang nahm die Erzählung bei der Geschichte von Orpheus und Eurydike, doch noch bevor diese ihr Ende nahm, ging es – ganz wie bei Ovid – zum nächsten Mythos weiter. So stiegen wir immer tiefer und tiefer in das carmen perpetuum ein, begegneten Gestalten wie Erysichthon, Perseus und Andromeda, Arachne, der Göttin Athene, Pygmalion und dem Seher Tiresias, der auch auf der Hochzeit von Orpheus und Eurydike ist und trotz der Feierlichkeiten recht finster dreinblickt, weil er um den Tod der Eurydike weiß. Diese tritt nämlich auf eine Viper, wird gebissen und stirbt. Orpheus aber wagt, angetrieben durch die Kraft der Verzweiflung, den Gang in die Unterwelt und schafft es tatsächlich, Hades und Persephone dazu zu überreden, ihm Eurydike unter der Bedingung, dass er sich auf dem Weg nach oben nicht umblicken darf, zurückzugeben. Doch kurz vor dem Ende des Aufstieges aus der Unterwelt blickt sich Orpheus nach seiner Eurydike um und verliert sie somit für immer.
Diese kunstvoll ineinander verwobenen Erzählungen fesselten sowohl Schülerinnen als auch Lehrkräfte und die Zeit verging wie im Flug. Am Ende wünschte man sich, Martin Ellrodt würde einfach weiter erzählen… vom Wandel, von den Irrungen und Wirrungen der Götter, Halbgötter und Menschen, kurz: von Ovids Metamorphosen.
Text: Jan Schießl, Bild: Hendrik Rosenboem