„Namen statt Nummern“
Ausstellung des Gedächtnisbuches für Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau in den DJDS
Als 1979 die Serie „Holocaust“ im deutschen Fernsehen lief, schrieb diese Geschichte. Die darin dargestellte fiktive Familie Weiss eröffnete den Zugang zu einem Thema, das die Deutschen bislang angeblich bewusst mieden. Eine andere Erklärung aber ist die, dass Gesichter den Zugang zur Empathie eröffnen, also genau das vermögen, was ohne sie nicht gelingt. 6 Millionen bleiben eine Zahl, aber das Gesicht eines Menschen und seine Biographie vermitteln Zugänge zu seinem Leben.
Genau diesen Zugang sucht auch die Wanderausstellung „Namen statt Nummern“, die ein Gedächtnisbuch für die Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau ist. Damit liegt eine auf Erweiterung angelegte Sammlung von Biographien und Bildern vor, die sich aktiv mit der Geschichte dieser dunklen Zeit auseinandersetzt. Zwei Wochen können die Schülerinnen der Dr.-Johanna-Decker-Schulen sich mit ihren Lehrkräften diesen Lebensgeschichten annähern.
Eine davon sei erwähnt, weil sie eng verbunden ist mit „unseren“ Schulschwestern.
Karl Leisner, geboren am Niederrhein, begann sein Studium der Theologie mit dem Wunsch, Priester zu werden. Der „Löwe von Münster“, Kardinal von Galen, setzte ihn in der Jugendseelsorge ein. Als die Nationalsozialisten die Jugend ganz für sich einnehmen wollten und Aktivitäten der katholischen Kirche verboten, widersetzte Leisner sich dem. Die Gestapo überwachte ihn seither. Im März 1939 wird er zum Diakon geweiht, soll in wenigen Monaten die Priesterweihe empfangen. Zuvor aber wird er, inzwischen erkrankt und auf Behandlung angewiesen, verhaftet, in „Schutzhaft“ genommen, ins KZ Sachsenhausen gebracht, von dort am 14. Dezember 1940 ins KZ Dachau eingeliefert. Vier Jahre überlebt der schwer Kranke hier, als der französische Häftling Bischof Gabriel Piguet ihm unter Todesgefahr für alle Anwesenden in Block 26 die Priesterweihe spendet. Seine erste und einzige Messe feiert Karl Leisner kurz darauf am Stephanustag 1944.
Sr. Josefa Maria Imma Mack, eine Schulschwester, die schon etliche Zeit Nahrung, Briefe … ins KZ Dachau schmuggelte, holte selbst die Genehmigung zur Priesterweihe bei Kardinal Faulhaber ein, der ihr die hierfür notwendigen Gegenstände anvertraute. Sie wusste, dass sie bei jeder einzelnen ihrer Handlungen dort im Lager selbst ihr Leben gefährdete, aber ihre Gemeinschaft unterstützte sie, man darbte, um Nahrung senden zu können. Die Gewissheit „Wer im Schutz des Höchsten wohnt …“ aus Psalm 91 trug sie durch alle Gefahren. Pater Otto Pies berichtet in seinem Buch „Stephanus heute“ von der Primiz Karl Leisners, dessen Primizsegen den tapferen Schulschwestern aus Freising galt, „insbesondere unserem tapferen Mädi“.
Weshalb ist die Begegnung mit diesen mutigen Menschen, die in Dachau litten, heute noch wichtig? Weil wir sie weiterleben lassen, weil wir sie und das Gute, das sie in die Welt brachten, sprechen lassen. Weil wir nicht wollen, dass sie vergessen werden. Niemals.
Die Dr.-Johanna-Decker-Schulen danken der KEB Amberg, insbesondere Herrn Irlbacher, für die finanzielle Unterstützung.
Allen Interessierten sei das Buch „Warum ich Azaleen liebe“ von Sr. Josefa M. Mack empfohlen.
Termine für den Besuch der Ausstellung können über das Sekretariat der DJDS ausgemacht werden.
Mehr über die Ausstellung erfahren Sie hier.



Text, Bilder im Beitrag: Ute Decker
Headergraphik: KZ-Gedenkstätte Dachau