Tag der freien Schulen
Dr. Harald Schwartz besucht die Schülerinnen der G10
Vom 27. Januar 2025 bis 7. Februar 2025 fand die Aktion „Tag der freien Schulen“ statt, in der Politiker den Schülern eine Schulstunde „schenken“. Am Montag, den 3. Februar, war deshalb der Landtagsabgeordnete Dr. Harald Schwartz bei den 10. Klassen des Dr.-Johanna-Decker-Gymnasiums zu Besuch im Gerhardingersaal. Er traf dort -wie vereinbart – kurz nach acht Uhr ein: „Ich musste meine jüngste Tochter noch in die Schule bringen.“ Den Bezug zur Lebenswelt der Schülerinnen hat der CSU-Politiker als fünffacher Vater eindeutig. Jugendliche sagen oft, sie interessieren sich nicht für Politik. Aber Schwartz stellte das anhand des Beispiels TikTok in Frage: Wenn diese App auch in Deutschland verboten werden sollte, würde das die Gemüter vieler Teenager durchaus erhitzen.
Zu Beginn des Vortrags schilderte der Landtagsabgeordnete knapp seinen politischen Werdegang: Mit 16 Jahren kam er zufällig in Kontakt mit Mitgliedern der Jungen Union. Da es in seiner Heimatgemeinde keinen Ortsverband gab, gründete Schwartz voller Elan einen bei ihm daheim, dessen Vorsitz er lange innehatte. Seit 2013 sitzt Harald Schwartz im Bayerischen Landtag und leitet derzeit den Ausschuss für Eingaben und Beschwerden mit. Die Anfragen, die es zu bearbeiten gilt, sind vielfältig: Beispielsweise kommen Petitionen aus der JVA über Duschzeiten oder bezüglich des Speiseplans in Bezirkskrankenhäusern. Auch der Bau einer Flüchtlingsunterkunft in Rott am Inn für 500 Personen steht auf der Agenda.
Ein Schwerpunkt der Stunde lag auf der Beschreibung der Arbeitsweise im Parlament: Der 56-Jährige, der ein Jura- sowie ein BWL-Studium abgeschlossen hat, arbeitet als Insolvenzverwalter und ist in seiner Kanzlei der Chef von rund 100 Mitarbeitern. Dort ist er gewohnt, Entscheidungen allein zu treffen. Der Bayerische Landtag hingegen ist ein Kollegialorgan und Schwartz ist in München nur einer von 205 Abgeordneten, die ihre Meinung durchsetzen wollen.
Im Anschluss ließ der CSU-Politiker Raum für Fragen und eine offene Diskussion. Die Zehntklässlerinnen zeigten sich aber zufrieden mit ihrer Rolle als interessierte Zuhörerinnen, was der überwiegend hochdeutsch sprechende Politiker mit „Mei, is des hier schei ruhig“ kommentierte. Um die Schülerinnen etwas aus der Reserve zu locken, erzählte der Landtagsabgeordnete einige Anekdoten aus seinem politischen Alltag.
Ein sehr aktuelles Thema ist derzeit ja der Umgang mit Flüchtlingen. Im Rahmen seiner Ausschuss-Arbeit landen bei Schwartz auch viele Fragen zu deren Abschiebung. Er betonte, dass jede Entscheidung im Prinzip ein Einzelfall sei und er manchmal noch nach Jahren an das menschliche Schicksal dahinter denken würde. Beispielsweise war es schwer festzulegen, ob man eine junge Türkin ausweisen dürfe, die der Gülen-Bewegung angehörte und somit in der Heimat wohl festgenommen werden würde. Eine moralisch heikle Frage sei auch der Umgang mit schwer kranken Flüchtlingen, die im Herkunftsland zwar nicht verfolgt werden, aber auch keine ausreichende medizinische Versorgung bekommen könnten. Schwartz´ Vortrag war explizit keine Wahlkampfveranstaltung, aber gegen Ende floss die derzeit hitzige politische Debatte doch noch kurz ein, als eine Schülerin die Abstimmung über das Zustrombegrenzungsgesetz drei Tage zuvor ansprach: „Wenn wir auf alle Gesetzesentwürfe verzichten würden, bei denen die Alternative für Deutschland voraussichtlich zustimmt, hätte die AfD den Joystick in der Hand.“, kommentierte Schwarz, dem eine Versachlichung der politischen Debatte sehr am Herzen liegt.
Organisiert hatte diesen 90-minütigen, interessanten Vortrag Studienrat Florian Hackl.
Text: Simone Kurbjuweit, Bilder: Andreas Karl