Ein leichtfüßig inszeniertes Mammutprojekt

Gelungene Aufführung des Shakespeare-Stücks „Ein Sommernachtstraum“

Die Theatergruppe der Dr.-Johanna-Decker-Schulen unter der Leitung von Peter Ringeisen und Florian Hackl ließ am vergangenen Mittwoch im sehr gut gefüllten Gerhardinger-Saal William Shakespeares „Ein Sommer­nachtstraum“ in einer Version wieder aufleben, die so oder so ähnlich im Jahr 1998 schon einmal auf derselben Bühne zu sehen war. Eine von Shakespeares bekanntesten Komödien und ein 25-jähriges Jubiläum? Die Erwartungen waren hoch und sie wurden nicht enttäuscht.

In der rund 90-minütigen Aufführung wird dem Publikum viel geboten. Allerlei Liebende tummeln sich auf der Bühne bzw. im Wald des alten Athens. Neben dem – zunächst und am Ende wieder – glücklichen Pärchen Lysander und Hermia, das Milena Ries und Elisabeth Galiev durch alle Gefühlslagen sehr überzeugend spielen, begegnen einem Demetrius und Helena. Diese beiden Figuren verbindet, dass sie unerwidert lieben, nämlich Demetrius die emotional anderweitig gebundene Hermia und Helena den schroffen Demetrius. Letzterer wird von Jasmin Herz gekonnt ablehnend und genervt verkörpert, während Michaela Kölbl als Helena dadurch beeindruckt, wie sicher sie die langen Textpassagen ihrer Figur meistert. Außerdem trifft man auf das Königspaar der Elfen, Oberon und Titania, die gerade eine veritable Ehekrise durchmachen. Der König der Elfen möchte mittels Magie seiner Frau eine Lektion erteilen und beauftragt seinen Diener Puck mit der Ausführung dieser Mission, der viel Wirbel erzeugt, Liebende durcheinander- und auseinanderbringt und selbst vor allem in das Unruhestiften verliebt zu sein scheint. Hervorzuheben ist hier Marlen Lederers feinsinniges Spiel als Oberon. Auf Augenhöhe zeigt sich Sophia Lang als seine königliche Gemahlin und Franziska Ascherl beweist sich als sehr gute Besetzung für einen Puck, dem der Schalk aus dem Gesicht blitzt.

Mit einer Gruppe von Handwerkern treibt Puck sein Spiel besonders weit. Diese wollen im Wald ein Stück proben und hoffen, es am Fürstenhof von Athen aufführen zu dürfen. Die Figuren Zettel, Squenz, Flaut, Schnauz, Schlucker und Schnock sind eher schlichte Gemüter. Ihnen legt Shakespeare aber sehr bedenkenswerte Worte über die Spielräume von Theater und die Macht der Fiktion in den Mund. Hannah Wesnitzer, Paula Demleitner, Eva Krause, Sarah Kredler, Katharina Papp und Ronja Maurer zeigen als Gruppe auf der Bühne eine schöne Dynamik und spielen ihre Rollen sehr gut, auch in den Szenen, in denen sie schlechtes Theater spielen müssen, was die eigentlich hohe Kunst ist und wofür sie viele Lacher des Publikums ernten.

Das Geschehen im Wald wird eingerahmt vom majestätischen und ernsten Auftreten des Hofs von Athen, bestehend aus dem Herzog Theseus (Emilia Bauer), seiner Gemahlin Hippolyta (Jasmin Schönberger), dem Adeligen Egeus (Ronja Maurer) und sozusagen dem Eventmanager des Hofs, Philostrat (Mia Peterlein). Ein besonders schöner Moment ist im letzten Viertel des Stücks gekommen, wenn die Mitglieder des Hofstaats die – sagen wir originelle – Theateraufführung der Handwerker ironisch kommentieren.

Der bunte Reigen, der in „Ein Sommernachtstraum“ an Figuren, Themen, Wechseln zwischen der Welt der Elfen und der Menschen geboten wird, kann das Publikum etwas verwirrt und ratlos zurücklassen. Das ist hier jedoch nicht der Fall. Das Stück wurde beherzt gekürzt, in flottem Szenenwechsel geht die Handlung voran. Das ganze Ensemble spielt in Blankversen, als hätte es nie etwas anderes gemacht.

Es soll auch schon Aufführungen von „Ein Sommernachtstraum“ – innerhalb wie außerhalb des Schulspiels – gegeben haben, die etwas langatmig und altbacken daherkamen. Doch auch das trifft hier nicht zu. Vorsichtige textuelle Modernisierungen, ein sehr geradliniges Bühnenbild und ein Mix zwischen Alt und Neu in den Bereichen Kostüm und Requisite (Schwert und Wams und Popcorn!) leisten hier einen wichtigen Beitrag.

Besonders hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die Auftritte der Sänger und Tänzer. Der Chor der Elfen unter der Leitung von Franz Hanauska begleitet das Stück musikalisch, was die Inszenierung nicht nur auflockert und komplettiert, sondern auch zwei Säulen britischen Kulturguts zusammenbringt, Shakespeare und die Beatles. Die Tänze der Elfen und der Hofdamen wirken in der hier gebotenen Version so gar nicht elisabethanisch. Stattdessen schwingt die Jazztanzgruppe der Dr.-Johanna-Decker-Schulen unter der Leitung von Astrid Fürg die Hüften zu mitreißenden Beats von Taylor Swift und den Weather Girls. All das trägt zu einem sehr gelungenen Update des Shakespeare-Stoffes bei.

Am Ende holten sich 55 Schülerinnen ihren Applaus für ihre beeindruckende Leistung ab und ließen sich verdientermaßen für ihre Darbietung in den Bereichen Schauspiel, Gesang und Tanz feiern. Dem Publikum wurde ein kurzweiliger, bunter Theaterabend geboten und vor Augen geführt, wie viele Mitwirkende auf und hinter der Bühne notwendig sind, um solch ein Mammutprojekt umzusetzen und es gleichzeitig so spielerisch aussehen zu lassen.

Ein klein wenig Wehmut gehörte auch zum Schlussapplaus, mit dem sich der langjährige Theaterleiter der Dr.-Johanna-Decker-Schulen Peter Ringeisen aus dem aktiven Schulspieldienst verabschiedet. So stellte dieser „Sommernachtstraum“ nicht nur eine gelungene Shakespeare-Inszenierung dar, sondern auch den würdigen Abschluss einer Theaterleiter-Ära.

Text: Simone Nimmerrichter (Schultheaterleiterin am Max-Reger-Gymnasium)

Bilder: rom