24-Stundenwanderung zur Sommersonnwende 2021

„Immer, wenn die Sonne sich wendet, wandern wir 24 Stunden.“ Unter diesem Motto hatte der Förderverein der Dr.-Johanna-Decker-Schulen zur fünften 24-Stundenwanderung eingeladen. Zahlreiche Wanderer standen am Samstag, 19. Juni, in Velden am Start. Vor ihnen lag eine Weitwanderung, die den gesamten Amberg-Sulzbacher Landkreis quer durchqueren und in Luhe enden sollte. Nach 70 herrlich anstrengenden Kilometern konnten exakt einen Tag später 10 erschöpfte, aber glückliche Finisher ihre Urkunden entgegennehmen.

Die 24-Stunden-Sinfonie

Wollte man die diesjährige 24-Stundenwanderung mit einem Symphonie vergleichen, so würde man beim Orchester anfangen: Eine gelungene Mischung aus kleinen und großen Instrumenten. Neben aktiven Schülerinnen der DJDS standen wettergegerbte externe Veteranen dieses Ereignisses am Start. Der Förderverein war ebenso vertreten wie die Elternschaft. Und auch einige Ehemalige hatten sich am Start eingefunden.

Der erste Satz des Opus‘ trug die Bezeichnung Andante furioso. 32 Grad waren das Leitmotiv des anstrengenden Aufstiegs bis zum Ossinger und weiter nach Breitenstein. Dieses Thema war glücklicherweise nur kurz zu hören, denn Schatten spendende, kühle Waldwege dominierten. So endete der 1. Satz nach einem letzten Crescendo an der Breitensteiner Kapellen-Schänke, wo die Wanderer mit tierischem und pflanzlichem Eiweiß vom Grill sowie Kühl-Flüssigem ihre Instrumente revitalisieren konnten.

Der zweite Satz lief unter dem Motto Allegretto ma non troppo. Es war ein heiterer Abstieg in die Nacht hinein bis zur Mitternachtsstation, hinunter zum Pavillion der Vilsecker Vilsauen. Dort hatten Lehrer und Eltern der DJDS eine Gulaschkanone vorbereitet. Dieser Satz wurde von den Musikern leichtfüßig gespielt. Das obligatorische Foto zu jeder vollen Stunde war inzwischen Routine geworden.

Wie bei einer guten Symphonie üblich, war hier die große Pause angelegt. Man wärmte sich am Lagerfeuer und sammelte sich für die zweite, anstrengendere Hälfte, die den Beteiligten alles abverlangen würde. Die Paukenschläge zum Pausenende: Erste Musiker – von der Schwere der Komposition überfordert – legten hier in Vilseck ihre Instrumente aus der Hand, fuhren aber trotzdem sehr zufrieden nach Hause.

Der dritte Satz – Pathétique – führte in großen, breit angelegten Melodien hinaus in den neuen Tag. Nach einem fulminanten Crescendo vor der Kulisse der aufgehenden Sonne standen die Wanderer auf dem Rödlaser Turm und genossen in einer Generalpause den Augenblick. Getrieben vom Kohldampf eilte man in hastigen Phrasen hinunter nach Kohlberg, wo Elternbeirat und Förderverein mit einem Frühstück aufwarteten. Wer jetzt noch dabei war, war entschlossen, es bis zum Finale zu schaffen, auch wenn die Finger – d.h. natürlich Beine – langsam sehr schwer wurden und man den Musikern die Erschöpfung deutlich anmerken konnte.

Gestärkt und wiederbelebt von einem Potpourri aus Müsli, Semmeln und viel Kaffee startete ein Kammerensemble zum Finale Furioso, wenngleich es der eine oder die andere wohl mehr schon als Marcia Funebre empfand. Ein letzter Anstieg zur Hohen Straße hinauf. Jetzt wurde nicht mehr musiziert, jetzt schrummte jeder Akteur seine Noten wie in Trance herunter. Inzwischen gab es Blasen an den Füßen, Anzeichen von gezerrten Waden, oder einfach nur Erschöpfung. Aber: Jetzt spielte die Gruppe harmonisch wie nie zuvor. Man hatte das gemeinsame Tempo des Vivace molto allegro gefunden, das alle zum Finale hinstreben ließ. Dann ein letztes Crescendo bis zum fff-Fortissimofinale durch Luhe hinauf zur Wallfahrtskapelle St. Nikolaus und hinein in den Applaus der zahlreich wartenden Fangemeinde.

Dort, am Ziel, erwartete die Wanderer eine erlösende Getränkestation, die der OWV Luhe bereitgestellt hatte. Der Komponist und Dirigent der Wanderung – Lehrer Georg Luft – sowie der Intendant des Hauses – der Vorsitzende des Fördervereins Michael Luig – beglückwünschten die erschöpften und irgendwann später auch überglücklichen Wanderer, die sich neben einer Urkunde über unvergessliche Erinnerungen freuen konnten bzw. können.

Im nächsten Jahr wird die Komposition ihre Fortsetzung finden. Informationen unter www.djds-fv.de.

Foto: djds