Der trojanische Krieg findet nicht statt!
Auftritt der Schultheatergruppe
Ein dunkler Saal, gespannte Atmosphäre, ungeduldiges Raunen und dann war es endlich so weit: Vorhang auf für die erste Theateraufführung der 31. Amberger Schultheatertage am 07.03.2024.
Inhaltlich und sprachlich verlangte diese sowohl dem Publikum als auch den Schauspielerinnen alles ab, denn der französische Autor Jean Giraudoux interpretierte in seinem Stück Der trojanische Krieg findet nicht statt nicht den antiken Stoff neu, sondern thematisierte in diesem die sich aufbauende Kriegsbereitschaft Deutschlands und Frankreichs nach der Machtergreifung 1933. Damit aber nicht genug! Zusätzlich konnten die Zuschauer leider auch bezüglich aktueller Konflikte und Kriege in der Welt Parallelen erkennen.
Die Spielleitung erwartete somit nicht nur von seinen Zuschauern volle Konzentration, sondern auch von den Schauspielerinnen und diese nahmen die Herausforderung in allen Bereichen mit Bravour an: Ob nun seitenumfassende Monologe, Auszüge aus dem Völkerrecht oder schwankende Emotionen innerhalb weniger Sekunden, Hektor, Hekuba, Helena und alle anderen der insgesamt siebzehn Schauspielerinnen überzeugten mit ihrer Darbietung.
Die Handlung als solche ist dabei nicht linear und mit Scheuklappen um die Augen auf die Frage ausgerichtet, ob es Krieg gibt oder nicht, sondern sie zeigt eine Vielzahl von Einzelschicksalen und egoistischen Zielen, die nur am Rande mit Helena und ihrer Entführung zu tun haben. Diese Nebenhandlungen stoßen dann wiederum die Pforte des Krieges auf bzw. zu, wodurch der Zuschauer nie sicher sein kann, wann das Stück zu Ende ist bzw. was das entscheidende Ereignis sein könnte.
Wissenswert in diesem Zusammenhang ist, dass Jean Giraudoux als Franzose auch in Deutschland lebte, studierte und arbeitete. Dort aber nicht irgendwo, sondern in München! Er erlebte den Aufstieg des Faschismus also hautnah mit, wodurch bei den Proben immer wieder die Frage aufgekommen ist, welche autobiographischen Erlebnisse er vielleicht in sein Werk integriert hat.
Mich wiederum hat die Hauptfigur Hektor stark an den Autor selbst erinnert, der Zeit seines Lebens gegen den Krieg gekämpft hat und kurz vor der Befreiung Frankreichs in Paris verstorben ist! In diesem Sinne soll nicht nur die Aufführung zum Nachdenken anregen, sondern auch dieser kurze Artikel, indem er ebenfalls auf die Antike zurückgreift und den griechischen Geschichtsschreiber Herodot zu Wort kommen lässt:
Im Frieden begraben die Söhne ihre Väter, im Krieg begraben Väter ihre Söhne!
Text: hak, Bilder: rip