Leistungsbewertung und digitale Kompetenz

Mit Partnerschulen aus Ungarn (Budapest), Portugal (Porto), Lettland (Riga) und Großbritannien (Northampton) beschäftigt sich das Dr.-Johanna-Decker-Gymnasium in diesem und im nächsten Schuljahr mit dem Thema „Kreativität und digitale Kompetenzen: Voraussetzungen für die Arbeitsweilt 4.0“. In diesem Zusammenhang lud die Partnerschule in Porto unter der Koordination von Lehrerin Cristina Monteiro Silva jeweils vier Lehrkräfte aus den anderen Ländern zu einer Lehrerfortbildung ein.

Von den Decker-Schulen reisten die Lehrkräfte Thomas Renner, Peter Ringeisen, Hendrik Rosenboem und Oliver Weiß in das südwesteuropäische Land.

Die Lehrerfortbildung in Porto drehte sich hauptsächlich um die Bewertung von Schülerleistungen bezüglich der neu definierten Kompetenzen, im Besonderen: Kreativität, Kommunikation, Zusammenarbeit, Kritisches und problemlösendes Denken, digitale Literanz (Begriff nach Martin Lindner) und schließlich das Sprachenlernen. Hier tauschten sich die Kolleginnen und Kollegen länderübergreifend aus, und es gab bereichernde Einblicke in Bewertungssysteme, die zum Teil andere Kategorien kennen als die in Bayern vertrauten. Die Frage, wie man als Lehrkraft der Arbeit, der Anstrengung und der Leistung von Schülerinnen durch die Bewertung gerecht werden kann, ist eine der wesentlichen Fragen im derzeitigen Schulsystem, das oft die Ziffernbenotung am Ende für wichtiger zu halten scheint als den Zuwachs an Bildung und Weltwissen, den die jungen Leute im Laufe eines Jahres aufweisen. So haben die Pädagoginnen und Pädagogen am privaten Schulzentrum „Paulo VI/Gondomar“ eine eigene Kategorie für „autonomes Arbeiten“, in die Kriterien wie Engagement und Ausdauer einfließen, und die in der Jahresendnote ein spürbares Gewicht hat.

Growth vs Fixed Mindset

Ein Vortrag des Philosophie-Lehrers Joao Fonseca stellte das Konzept der amerikanischen Psychologie-Professorin Carol S. Dweck vor, die von grundsätzlichen Einstellungen spricht, die entweder auf Wachstum oder auf Bewahrung des Gegebenen ausgerichtet sind (Growth vs Fixed Mindset); diese Metapher bietet vielfältige Anwendungen auf Situationen des Unterrichtsalltags. So entspricht es einem „fixed mindset“ anzunehmen, dass das Talent eines Schülers über seinen Erfolg entscheidet, und dass daran auch nichts zu ändern ist. Eine Person mit „growth mindset“ dagegen ist überzeugt, dass auch Anstrengung und Übung zum Erfolg beitragen können.

Ein weiterer Aspekt bei der Projektarbeit war der Einblick in Möglichkeiten, den Schülerinnen und Schülern (herkömmlich und digital) Rückmeldung über ihren Leistungsstand zu geben. Auch mit „augmented reality“ befassten sich die Erasmus-Lehrkräfte; die portugiesischen Gastgeber hatten eine kleine Ausstellung vorbereitet, in der bei jedem Exponat zusätzliche Informationen über die App „HP Reveal“ abgerufen werden konnten – ein Video, ein Bild, eine Textseite oder eine gesprochene Information. Hier wurden nach einer kurzen Erprobung gleich Anwendungsszenarien in den heimatlichen Schulen diskutiert.

Die Freude am Dazulernen

Was die Projekttreffen nach Ansicht aller Beteiligten so erfreulich macht, so stellte sich bei einer Diskussion über die Projektarbeit heraus, ist die erstaunlich große Harmonie unter den teilnehmenden Lehrkräften. Bei allen sei ein überdurchschnittliches Maß an Aufmerksamkeit und Freude am Dazulernen festzustellen, merkte die gastgebende Organisatorin Cristina M. Silva an, und in den Freizeit-Phasen zeige sich, dass alle einen ausgeprägten Sinn für Humor besäßen, so dass die Kommunikation untereinander stets konstruktiv und fröhlich verlaufe.

Ein wichtiges Ziel bei allen ErasmusPlus-Aktivitäten, die von der EU-Kommission finanziert werden, ist das Kennenlernen der Kultur des Landes. Die Decker-Delegation war sehr beeindruckt von der landschaftlichen und architektonischen Schönheit der Stadt Porto. Einerseits ist die Stadt geprägt von der doppelten Anbindung ans Wasser – sie liegt sowohl am Atlantik als auch an der Mündung des Flusses Douro; besonders malerisch wirken die sechs Brücken, die den Fluss zum benachbarten Ort Gaia überspannen – da die Gegend sehr hügelig ist, führen die Brücken den Verkehr in teils beträchtlicher Höhe übers Wasser. Eine weitere Besonderheit, die den deutschen Besuchern auffiel, war die künstlerische Gestaltung vieler Häuserfassaden mit blauweißen Keramikfliesen, so genannten Azulejos. Neben einer Reihe weiterer faszinierender Programmpunkte war der Besuch eines Fado-Konzerts ein einprägsames Erlebnis, in dem zwei Gitarristen und eine Sängerin mit traditionellen und modernen Liedern in dem typisch portugiesischen Musikstil ihre Zuhörer begeisterten.

Foto: djds