Amberger Tafel – ein Portrait

Vorstand Bernhard Saurenbach referiert für das W-Seminar „Kinderarmut“

„In Amberg gibt es doch keine Armut!“

Diese Aussage äußerten führende Amberger Politiker vor circa 20 Jahren, als drei Frauen unabhängig voneinander vorschlugen, auch in Amberg eine „Tafel“ zu gründen. Eine dieser drei Frauen war Beate Binder, die als Fachoberlehrerin für Ernährung und Gesundheit an unserer Realschule arbeitet. Doch sie, Brigitte Netta und Irmgard Buschhausen ließen sich nicht beirren und überzeugten den Amberger Stadtrat. Im April 2005 war es soweit: Die erste Essensausgabe bei der Amberger Tafel konnte stattfinden, die Vorsitzende und federführend beim Aufbau war damals Beate Binder.

Bernhard Saurenbach, seit vielen Jahren der jetzige erste Vorstand der Amberger Tafel, nahm sich am 10. Oktober 2022 eineinhalb Stunden Zeit für die Q11-Schülerinnen des W-Seminars „Kinderarmut“. Durch seinen kurzweiligen Power-Point-Vortrag erfuhren die Oberstufenschülerinnen viel über die Arbeitsweise der Tafel. Sie wird rein durch Spenden finanziert: Treue Spender sind beispielsweise die Firma Conrad, der Lions Club Amberg, Aldi, Lidl und Real. Aber auch kleinere Betriebe wie der Kartoffelbauer Trummer aus Hahnbach, die Bäckereien Heuberger aus Großschönbrunn und Wenkmann aus Hohenkemnath und die Metzgerei Fischer aus Gailoh unterstützen die Amberger Tafel.

Derzeit wird die Arbeit von circa 85 Ehrenamtlichen gestemmt, wobei das Durchschnittsalter der Helfenden bei 66 Jahren liegt. Der älteste Helfer ist 87 Jahre alt. Herr Saurenbach selbst investiert fast täglich einige Stunden für die Amberger Tafel.

2022 ist ein Ausnahmejahr für wohl alle 960 Tafeln in Deutschland. In Amberg waren Ende Dezember 2021 607 Haushalte als bezugsberechtigt registriert. Ab 25. Februar 2022 wuchs die Zahl schlagartig um 571 ukrainische Haushalte, was eine Steigerung von 95 Prozent bedeutet. Die Spenden gingen hingegen zurück. Für viele bedürftige Familien hatte das zur Folge, dass sie statt wie bisher zweimal pro Woche nur einmal zur Essensausgabe kommen konnten. Laut Saurenbach spötteln Neider gelegentlich, warum denn einige mit großen Autos vor der Tafel vorfahren. Manchmal handelt es sich dabei aber auch um Ehrenamtliche. Oder selbst wenn Frauen und Kinder mit einem Auto aus Kiew kommen: Recht viel mehr ist ihnen nicht geblieben. Rund ein Drittel der Tafel-Kunden sind derzeit Flüchtlinge. Am Ende seines Vortrags zeigte Saurenbach einige Dankeskarten, die seine Organisation erhalten hat: Für viele ist die Amberger Tafel ein Lichtblick nach etlichen Schicksalsschlägen. „Solche Worte motivieren zum Weitermachen“, resümierte Bernhard Saurenbach.

Text und Bild: kur (djds)