Exkursion in die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

Vergangenheit hautnah erleben

Am 6. Oktober 2023 besuchten die 10. Klassen der DJDR gemeinsam mit Herrn Andreas Hilgart, Frau Gabriele Tröster und Frau Sebnem Yilmaz die KZ-Gedenkstätte in Flossenbürg. Tara Güthe aus der R10B hat im Anschluss an den Besuch eine Zusammenfassung erstellt.

Nebel und kalter Wind waren die Begleiter unserer Exkursion, irgendwie passend, denn die Geschichte, die die KZ-Gedenkstätte in Flossenbürg hat, ist alles andere als rosig und schön.
Das Erste, was man sah, war ein großes Gebäude aus Granit mit einem Torbogen in der Mitte, dahinter ein großer Platz und schemenhafte Gebäude im Nebel.
Unser erster Weg führte uns durch den Bogen:  Dort zeigte unsere Gruppenführerin Eva Bracke auf ein Schild an der Wand und erklärte uns, was darauf zu sehen war. Es handelte sich um einen Plan des KZs, auf dem die wenig erhaltenen Häuser rot markiert waren. Auch der Platz, den man vom Busparkplatz aus sehen konnte, war eingezeichnet: Es handelte sich um den ehemaligen Appellplatz, auf dem die Gefangenen oft stunden- oder tagelang stehen mussten, ohne sich zu rühren. Der längste Appell dauerte 70 Stunden, was fast drei ganzen Tagen entspricht.

Unser Weg führte uns nach einigen weiteren Erklärungen von Frau Bracke über diesen Appellplatz zu einem Gebäude, welches gelb gestrichen war. Im Inneren erwartete uns eine Ausstellung, in dem unter anderem Kleidungsstücke der Häftlinge gezeigt wurden. Für die Frauen Kleider in Dunkelblau und Schuhe, die lediglich aus Holz und Stoff bestanden. Die Männer hatten die typisch blau-weiß gestreiften Hosen und Hemden an, die ebenso wie die Frauenkleidung nicht wirklich warmhalten konnten.

Auf den Kleidungsstücken der Inhaftierten waren Nummern angebracht, die sie anstatt von Namen trugen. Auch waren sie mit farbigen Dreiecken an den Hemden gekennzeichnet, wie z.B. rot für politischer Gegner oder lila für Bibelforscher. Unsere Führung ging weiter in den Keller des Gebäudes. In diesem besichtigten wir den sogenannten „Entkleidungsraum“. Wie der Name schon sagt, mussten sich die neu angekommenen Gefangenen entkleiden und sie bekamen eine Nummer zugewiesen, die sie ab diesem Zeitpunkt anstatt ihres Namens trugen. Auffällig war, dass an der Wand ein Zitat geschrieben stand, es lautete: „Hier haben wir nicht nur die Kleidung verloren, sondern unsere Seelen.“ (Vittore Bochetta) Dieser Satz beschreibt sehr gut, was damals passierte, die Menschen wurden ab diesem Zeitpunkt nicht mehr wie Menschen behandelt. Der Raum nebenan war der Duschraum, welcher mit gelben Fliesen ausgelegt war. In diesen wurden die Häftlinge als nächstes getrieben, aber nicht etwa, um sie zu duschen, wie wir das kennen. Sie wurden abwechselnd mit heißem und kaltem Wasser gefoltert und danach sogar mit einem Hochdruckreiniger oder einem Feuerwehrschlauch regelrecht „beschossen“.

Nach dieser schockierenden Führung durch die Wäscherei, wie das Gebäude genannt wird, ging es weiter zum „Tal des Todes“.  In diesem Tal liegt das Krematorium des Konzentrationslagers und ein Platz, auf dem die SS-Soldaten schießen übten. Die Soldaten schossen aber nicht auf eine leere Wand, sie erschossen Gefangene, vor allem aber sowjetische Kriegsgefangene.  Auch steht in der Mitte des Tales eine Art Pyramide, die mit Gras überwachsen ist. Darunter liegen, so makaber es auch klingen mag, die sterblichen Überreste und die Asche von Häftlingen, die in der Zeit von 1941- 1945 dort verbrannt worden waren. Die Amerikaner haben diesen Hügel dort anlegen lassen, um den verstorbenen Menschen ein anständiges Begräbnis zu verschaffen.
Als wir über einen gut befestigten Weg in das Tal hinabgestiegen waren, standen wir vor einem Gebäude mit einem hohen Kamin, dem Krematorium. In diesem kleinen Haus befanden sich drei Räume und jeder hatte eine andere Funktion. Im ersten stand eine Art Steintisch, um den Toten die Goldzähne herauszubrechen. Somit wurden die Häftlinge über den Tod hinaus ihrer Würde beraubt. Im zweiten Raum wurden die Leichen namenlos „zwischengelagert“, bis sie verbrannt wurden. Im dritten Raum stand dann ein Ofen, in dem die Toten verbrannt wurden.
Dieser Ort hatte etwas Unbeschreibliches an sich, es war irgendwie sehr unheimlich und man konnte das Böse, das dort einmal vor sich ging, spüren.
Als wir wieder nach draußen traten, brachte unsere Gruppenführerin uns aus dem Tal hinaus zu einem Platz, auf dem einmal ein langes Gebäude gestanden hatte. Es waren allerdings nur noch ein Teil der Mauer auf der einen Seite und ein kleiner Komplex auf der anderen Seite erhalten. An diesem Ort wurden Gefangene mit einem hohen gesellschaftlichen Status festgehalten und teilweise auch erschossen bzw. erhängt.

So endete unsere Führung durch das KZ-Flossenbürg, welches von 3. Mai 1938 bis zum 16. April 1945 bestand. Es wurde von den ersten Häftlingen, die aus Dachau kamen, gebaut. Etwa 100.000 Häftlinge waren in diesen Jahren inhaftiert, wovon etwa 30.000 den Tod fanden.
Flossenbürg hatte etwa 80 Außenlager und war ausgelegt, um ca. 5.000 Häftlinge unterzubringen, doch gegen Ende des zweiten Weltkrieges waren es etwa 15.000 Insassen.
Wie einige andere Konzentrationslager hatten auch Flossenbürg das sogenannte Motto „Arbeit macht frei“, wodurch eher gemeint war, dass die Häftlinge durch die Arbeit im Steinbruch zu Tode kommen sollten.

Einige wenige der ehemaligen Häftlinge leben noch und leiden nach wie vor unter den traumatisierenden Ereignissen an diesem schrecklichen Ort, zumal einige zu dieser Zeit gerade einmal Jugendliche mit 14 oder 15 Jahren waren. Es ist wichtig, dass wir uns daran erinnern und uns vor Augen führen, dass so etwas nie wieder passieren darf.

Text: Tara Güthe, R10B, Bilder: hig