Eine Märchenstunde der ganz besonderen Art

Frau Erika Eichenseer besuchte die fünften Klassen der DJDR

Am Dienstag, den 13.06.23 durften die 5. Klassen unserer Realschule eine Märchenstunde der ganz besonderen Art erleben. Frau Erika Eichenseer von der Schönwerth-Stiftung stattete den Mädchen einen Besuch ab und erzählte Geschichten des in Amberg geborenen Volkskundlers und Märchensammlers Franz Xaver von Schönwerth. Nach der freundlichen Begrüßung durch RSK i. K. Gaby Tröster gab Frau Eichenseer zunächst die ihr wichtige Anfangsbotschaft zu den Märchen weiter und machte ihren neugierig gewordenen Zuhörerinnen bewusst, dass Märchen auf das Leben vorbereiten, denn die Helden überwinden schwierige Begegnungen mit Wesen wie Drachen oder bösen Zauberern und Hexen, sind aber mutig und bestehen diese Herausforderungen. Deshalb geht am Ende alles gut aus. Diese Drachen, Hexen und Zauberer stehen für die Krisen im Leben, die man übersteht, wenn man sich der Herausforderung mutig stellt. Insofern sind Märchen nicht einfach nur etwas Fantastisches für kleine Kinder, sondern vor allem Geschichten, durch die man für das Leben lernt.

Die ehemalige Realschullehrerin zeichnete kurz das Leben von Schönwerth nach, der in Amberg Abitur machte und später Hofsekretär und enger Freund von König Maximilian von München war; außerdem erzählte sie, dass sie vor 15 Jahren 500 von dem Volkskundler gesammelte und aufgeschriebene Märchen in altdeutscher Schrift entdeckt und publiziert hat.

Im Anschluss daran begann die Literaturliebhaberin ausgewählte Geschichten zu erzählen und zog die Fünftklässlerinnen allein durch ihre ausdrucksstarke Stimme, Pausen an der richtigen Stelle und gekonnt eingesetzte Mimik und Gestik sofort in ihren Bann. Im Raum wurde es sofort mucksmäuschenstill und die Erzählerin mit Leib und Seele ließ ihr Publikum an Märchenschätzen wie „Die drei Königstöchter“, Tiergeschichten oder „Prinz Rostzwiebel“ teilhaben. Im letztgenannten möchte ein armes Märchen ihrer Mutter lebensnotwendige Medizin aus der Apotheke holen. Doch sie stürzt schon vor dem Haus, achtet aber im Fallen noch darauf, einen Käfer nicht zu verletzen, den sie am Boden wahrnimmt. Der Mistkäfer trägt daraufhin das Kind zum Apotheker, um ihre Mutter zu retten. Einige Zeit später sucht ein Prinz auf einem Schimmel die ärmliche Hütte auf und erklärt dem Mädchen, dass er durch sie erlöst wurde. Denn es habe Mitgefühl gezeigt. Ein halbes Jahr später ist Hochzeit und beide leben glücklich bis an ihr Ende. Aus dieser Geschichte kann man lernen, dass Mitgefühl mit anderen sich im Leben auszahlt. Schönwerths Geschichten beginnen mit Kindern als Hauptfiguren und enden mit Erwachsenen, die ihr Leben meistern müssen und nach überstandenen Widrigkeiten glücklich werden.

Gegen Ende der Lesung betonte Frau Eichenseer, dass Franz Xaver von Schönwerth Oberpfälzer Volkskunde gesammelt und aufgeschrieben hat. Jakob Grimm selbst sagte einmal über seine Sammlung: „Nirgendwo ist umsichtiger und mit so leisem Gehör gesammelt worden wie in der Oberpfalz.“

Nach einer kurzweiligen, ganz besonderen Märchenstunde verabschiedeten sich die Kinder aus der Welt der Erzählkunst und spannenden Geschichten wieder in den Unterricht.

Text: bun
Bilder: djds