SEGEL: Literaturdidaktik-Projekt

Zehnte Klasse des DJDG unterstützt Forschungsprojekt

Schülerinnen der zehnten Jahrgangsstufe des Gymnasiums beteiligten sich im Juni 2023 im Fach Deutsch an einem Forschungsprojekt namens „SEGEL“, das die „Bedeutung von Subjektivität und Emotionalität in Gesprächen über Literatur im Deutschunterricht“ untersucht. Genehmigt ist diese Studie vom Bay. Staatsministerium für Unterricht und Kultus, durchgeführt wird sie  von Lehrstühlen der Universitäten Erlangen-Nürnberg, Bamberg, Tübingen und Oldenburg.

Im Zentrum standen im Deutschunterricht drei Gespräche über verschiedene literarische Texte, die in Doppelstunden durchgeführt wurden; die Unterrichtsstunden wurden auf Video aufgezeichnet durch Geraldine Bährens (Mitarbeiterin am Lehrstuhl der Didaktik der deutschen Sprache und Literatur der Universität Erlangen-Nürnberg). Dabei hatte sich die Deutschlehrerin, Oberstudienrätin i. K. Ute Decker, exakt an die vorgegebenen Verlaufspläne zu halten, bis in die Formulierung zu den jeweiligen Aufgabenstellungen hinein.

Ein Fragebogen zu diesen Aussprachen und den behandelten Texten schloss sich jeweils an. Zusätzlich fanden vor und nach der Erhebung Prä- und Postuntersuchungen statt, um Veränderungen zu erfassen.

Ziel der Studie ist die wissenschaftliche Untersuchung zweier Positionen, die sich scheinbar unvereinbar in Schule und Hochschule gegenüberstehen: Erfordert Literatur subjektive und emotionale Zugangsweisen, um Schülerinnen ein vertieftes Verständnis von Literatur zu ermöglichen, oder ist die Entwicklung kognitiver Kompetenzen entscheidend? Eine Dissertation zu dieser Erhebung wird exakt diese Frage in den Blick nehmen.

Grundsätzlich geht es der Studie um die Erweiterung zentraler literarischer Kompetenzen, die in Bildungsstandards und im Kerncurriculum fixiert und nicht nur in schulischer Hinsicht von großer Bedeutung sind.

In den einzelnen Stunden begegnete die Klasse wirklich interessanten, motivierenden Texten, die zur Auseinandersetzung einluden. Gleichzeitig erweiterte sie ihre Möglichkeiten des Zugangs etwa durch biographische Informationen zu Dichtern, durch historische Hintergründe und religiöse Dimensionen.

Schade nur, dass eine Unterrichtsstunde begrenzt ist, denn die Schülerinnen hätten noch tiefer eintauchen wollen. Brecht folgend stellen wir daher fest: „Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen // Den Vorhang zu und alle Fragen offen.“

Wie gut, dass diese Jahrgangsstufe derart begeistert ist von Literatur und den Welten, die sie eröffnet. So bildet die SEGEL-Studie einen weiteren wichtigen Impuls, Texte zu erkunden – um Werte zu bestimmen, den eigenen Platz in dieser Welt zu sondieren, Identifikationsangebote wahrzunehmen oder diese abzulehnen, Kultur und Geschichte zu erfassen … Wer weiß, vielleicht finden die Schülerinnen eine Antwort auf die Frage, die der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog in einer Rede stellte: „Brauchen wir einen neuen (literarischen) Kanon?“ Dank der SEGEL-Studie wissen die Schülerinnen bald, wie sie sich diesen am besten aneignen!

Text: dek
Bilder: djds